Interview mit Israel Roytman
Israel, wie kam es dazu, dass du eine Arbeit unter Holocaust-Überlebenden angefangen hast?

Sieben Jahre nachdem ich ein Konzert in Israel für Holocaust-Überlebende gab, kehrte ich nach Jerusalem zurück. Ich fühlte eine Berufung, meine Lebenskraft für diese Menschen zu investieren. Ruben Berger ermutigte mich, diese Arbeit aufzunehmen.

Woraus besteht deine Arbeit mit Holocaust–Überlebenden?

Die Holocaust–Überlebenden haben sich in Gruppen organisiert. Jede Gruppen hat einen Leiter. Einmal in der Woche treffe ich mich mit diesen Leitern. An diesen Treffen werden die Nöte und Bedürfnisse dieser Menschen besprochen. Daraus ergibt sich ein Arbeitsplan für die nächste Woche. Ich plane viele Besuche, unterstütze bei Übersetzungsproblemen, begleite zu Arztbesuchen oder helfe bei Abklärungen mit der Krankenkasse. Mit meinem Privatauto fahre ich sie zu Arztterminen, transportiere Geräte, verteile Kleider, Decken und andere notwendige Produkte.

Was sind die grössten Herausforderungen für Holocaust-Überlebende in Israel?

Eines der grössten Probleme ist die Unterkunft. Um eine Sozialwohnung zu bekommen, braucht es einen langen Atem. Gut und gerne zwischen 15 und 25 Jahre muss darauf gewartet werden. Sie sind dann gezwungen, in Mietwohnungen zu leben, und geben dafür fast ihr gesamtes Rentengeld aus. Um Kosten zu sparen, leben sie in Mietwohnungen mit schlechter Bausubstanz. Die Wohnungen und Alltagsgeräte sind reparaturanfällig. Einige habe z. B. keine Heizung oder kochen auf einfachen Kochfeldern, weil sie keine richtige Küche haben.

Welche Vision hast du für deine Arbeit?

Vor 10 Jahren habe ich meinen Dienst «Going up to Jerusalem» (Hinaufgehen nach Jerusalem) gegründet. Dieser Dienst will Holocaust–Überlebende praktisch unterstützen. Zentral in meiner Arbeit ist, dass diese Menschen Jesus Christus kennen lernen. Mit viel Fürsorge und Liebe möchte ich diesen Menschen begegnen, die oft unter einfachsten Bedingungen leben müssen.

In den letzten Jahren habe ich immer wieder Holocaust–Überlebende in meiner Wohnung aufgenommen. Oft lebten diese Menschen mehrere Jahre bei mir, und ich teilte mit ihnen mein Leben. In diesem Zusammenhang hatten meine Frau und ich die Idee, ein «warmes Haus» zu schaffen, in dem wir die Holocaust-Überlebenden aufnehmen und betreuen können. In einer gemieteten Wohnung ist dies natürlich nur sehr beschränkt möglich. Meine Vision ist, dass wir ein Haus kaufen, das Platz für viele Holocaust–Überlebende bietet.